Aus dem Anfang des Buches:
„Am darauffolgenden Tag starb niemand. Diese allen Lebensregeln zuwiderlaufende Tatsache löste bei den Menschen ungeheure Verwirrung aus, und die war in jeder Hinsicht gerechtfertigt, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß in den vierzig Bänden der Universellen Weltgeschichte kein einziges Phänomen belegt ist, daß nämlich ein kompletter Tag mit vollen vierundzwanzig Stunden, aufgeteilt in Tag-, Nacht-, Morgen- und Abendstunden, vergangen wäre, ohne daß sich ein krankheitsbedingter Todesfall, ein tödlicher Sturz oder ein erfolgreicher Selbstmord ereignet hätte, nichts, absolut gar nichts. Nicht einer dieser nach Festivitäten so üblichen Autounfälle, bei denen die heitere Sorglosigkeit und ein Übermaß an Alkohol sich auf den Strassen gegenseitig herausfordern und abstimmen, wer als Erster zu Tode kommen soll. Der Silvesterabend hatte nicht den üblichen unheilvollen Rattenschwanz von Todesfällen nach sich gezogen, es war, als hätte die alte Atropos mit ihrem gefletschten Pferdegebiss beschlossen, ihre Schere für einen Tag ruhen zu lassen. Blut floss dennoch, und nicht zu knapp. Verwirrt, bestürzt, ihren Brechreiz mühsam unterdrückend zogen die Feuerwehrleute menschliche Körper aus den Trümmern, die nach der mathematischen Logik von Zusammenstößen mausetot hätten sein müssen, trotz der Schwere ihrer Verletzungen und der erlittenen Traumata jedoch noch immer am Leben waren und mit herzzerreisendem Sirenengeheul in die Krankenhäuser eingeliefert wurden. Keiner sollte auf dem Weg dorthin sterben, und alle sollten die ärztlichen Prognosen widerlegen, Der arme Teufel hat keine Chance, man sollte ihn gar nicht erst operieren, wie beispielsweise der Chirurg zur Krankenschwester sagte, während diese ihm den Mundschutz umband. Und tatsächlich hätte der Arme am Vortag vielleicht nicht gerettet werden können, doch an diesem Tag weigerte sich das Unfallopfer ganz entschieden zu sterben.“